Landgasthaus Scheffellinde: Tradition scheffelweise

1543 erwähnt die Chronik erstmals ein Wirtshaus in Achdorf mit dem Recht, „Fremde zu beherbergen und Hochzeits-, Tauf- und Tanzveranstaltungen abzuhalten“. Der Schankbetrieb gehörte zu einem herrschaftlichen Meierhof, der in seiner Blütezeit außerdem eine Mühle, ein Sägewerk, eine Drechslerei und – man höre und staune – eine Brauerei umfasste.

Dankbar für das Ende des 30-jährigen Krieges pflanzte man 1651 im Garten eine Friedenslinde. Sie rauschte über einem kleinen Häuschen, in dem das Thing-Gericht zusammentrat und der Gemeinderat von Achdorf seine Sitzungen abhielt. Als der mächtige Baum 1972 fiel, setzte Gustav Wiggert an derselben Stelle ein neues Pflänzchen und ein Zeichen.

Im 19. Jahrhundert begann das Zeitalter der Mobilität: Das Gasthaus Linde wurde zur Haltestelle für Postkutschen. Diese brachten regelmäßig den Schriftsteller Joseph Victor von Scheffel, der in Donaueschingen am Fürstenhof arbeitete. Der berühmte Stammgast durchzechte nicht zuletzt wegen der reizenden Wirtstochter Josefine so manche Nacht. Nach seinem Tod wurde die Linde zur Scheffellinde.

1930 zerstörte ein verheerender Brand das Landgasthaus bis auf die Grundmauern. Doch die Scheffellinde wurde originalgetreu wieder aufgebaut und um 6 Gästezimmer erweitert. Inzwischen haben Segways, Satelliten-TV und Öko-Strom Einzug gehalten. Die Tradition aber lebt weiter: Zum 450-jährigen Geburtstag pflanzten die Geschwister Wiggert, die das Haus in der 19. Generation führen, eine Linde direkt an der Gartenterrasse. Im Flüstern der Blätter verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart.